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Ja, manchmal gerät man an seine Grenzen. Zum Beispiel wenn am Ende des Tages der 4526428 Wutanfall kommt, wenn sich im Supermarkt wild auf den Boden geworfen wird oder auch wenn Mini sich absolut nicht vom Spielplatz verabschieden möchte und laut los brüllt, wenn es nach Hause gehen soll.

Erziehen ohne Schimpfen, Nicola Schmidt, Gräfe und Unzer Verlag

 

Und viel zu oft habe ich selbst gemerkt, wie der Geduldsfaden kürzer und kürzer wird und wie gerne man einfach rufen würde: Schluss jetzt! Reiß dich zusammen und hör sofort damit auf.“ Aber wenn es rausrutscht, fühlt sich das richtig an? Fühlt es sich gut an, sein kleines Kind angeschrien zu haben? Das kleine Kind das jeden Tag so viel erlebt, so viel verarbeiten muss und zwischen Arbeit, Kindergarten, noch schnell einkaufen, fix was bei der Post einwerfen neben uns mithalten muss. Für mich nicht. Und ich denke für viele andere auch nicht.

Viele Änderungen beginnen mit Selbstreflexion und einer Auswertung des Ist-Zustands. Und genau damit beginnt auch das Buch „Erziehen ohne schimpfen“ von Nicola Schmidt, herausgegeben vom GU Verlag. Aber nicht auf belehrende Art, sondern auf ziemlich einleuchtende Art. Denn wenn man so die Hintergründe zu unserem Verhalten aufgezeigt bekommt, dazu auch die Evolutionsbedingte Veränderung kennen lernt und versteht, beginnt die Veränderung sehr schnell und bewusst im eigenen Kopf. Ich merke mittlerweile deutlich schneller, so deine Geduld ist über strapaziert. Gönne dir eine Pause. Atme durch und stelle dich dann der Situation. Denn unter Stress schreit und schimpft man. Und da hier nicht nur die theoretischen Hintergründe vorgestellt werden, sondern auch viele Übungen und praktische Beispiele genannt werden, hat man die Möglichkeit diese direkt aus zu probieren. Denn die doch recht simple Lösung für eine Erziehung auf Augenhöhe und ohne Stress und Demütigung ist recht einfach: Verständnis und Kreativität in Sachen Spiel. Und Spiel bedeutet nicht nur friedlich im Kinderzimmer sitzen und gemeinsam spielen, sondern Situationen durch ein Spiel entschärfen. Mein liebstes Beispiel aus dem Buch ist ein Spielplatz Besuch. Ich bin an dieser Stelle so frei und gebe dieses Beispiel mit eigenen Worten wieder. Die Mutter steht unter Zeitdruck, die Kinder wollen partout nicht nach Hause. Sie könnte jetzt wild schreien, diskutieren, im schlimmsten Fall an den Kindern zerren und sie unter Gebrüll nach Hause bewegen. Sie könnte sich aber auch auf das Spiel mit den Kindern einlassen. Also geht sie zu dem Häuschen in dem die Kinder spielen und fragt, was diese spielen. Sie spielen Raumstation. Die Mutter steigt in dieses Spiel ein und nach 1-2 Minuten lenkt sie das Spiel in ihre Zielrichtung. Los Kinder, da kommt ein Meteoritenschauer! Wir müssen uns in Sicherheit bringen. Sie stürmen gemeinsam los. Los, wir flüchten in unsere Rettungskapsel (Auto in dem Beispiel, klappt aber auch mit Fahrradanhänger und Kinderwagen, das habe ich beides bereits getestet 🙂 Und so geht es freiwillig und mit laut lachenden Kindern nach Hause. Und das ist das schöne an Buch. Die Beispiele sind super in den Alltag integrierbar, kosten kein Geld und kosten auch nicht mehr Zeit als ein Wutanfall. Es gibt noch viele weitere Beispiele und Übungen. Und vor allem auch Hilfe in den Situationen, in denen ein Spiel nicht hilft oder möglich ist. Die zum Beispiel gefährlich sind, sodass man schnell reagieren muss, um sein Kind zu schützen. Man lernt, wie man das wütende Kind dann auffängt, ihm Sicherheit bietet und es durch seine Wut begleitet. Außerdem befindet sich am Ende des Buches eine 21-Tage-ohne-Schimpfen-Challenge. An dieser bin ich gerade dran und ich muss sagen, auch das mit machen dieser hat sich jetzt schon gelohnt. Der Mix aus theoretischem Wissen und praktischen Beispiel macht die Umsetzung leicht, verständlich und vor allem nachvollziehbar. Ja, Veränderungen brauchen Zeit und nicht alles geht von heute auf morgen. Aber alleine in den letzen 2 Wochen hat sich hier so viel getan, dass man bereit ist, sich auf weitere Änderungen ein zu lassen.

Alles in allem bin ich mehr als zufrieden und merke, wie ich bewusster mit meinem eigenen Wohlbefinden umgehe und somit auch mit mehr Verständnis und Ruhe meinem Kind gegenüber treten kann.