Geburtsbericht

Hausgeburt – Wenn nicht alles nach Plan läuft

Hat zwar ein Happy End, aber trotzdem hier eine kleine Triggerwarnung

 

Warum ich mich für eine Hausgeburt entschieden habe und ob ich es trotz Komplikationen weiter empfehlen kann, erfahrt ihr in diesem Geburtsbericht.

Meine erste Geburt war alles andere als eine selbstbestimmte Geburt. Ich war ängstlich, unentspannt und hatte keine Ahnung, was mich da eigentlich erwartet. Zwischen Wehentropf, PDA, Wehenhemmer und Katheter fühlte sich alles falsch an. Und eigentlich wollte ich auch nie eine PDA haben. Aber nach dem man mir mehrfach sagte, ich schaffe es ohne PDA nicht und ich solle es mir doch selbst nicht so schwer machen, gab ich dann irgendwann nach.

Mit der PDA konnte ich dann aber nicht mehr richtig laufen, denn ich spürte meine Beine kaum noch. Stattdessen präsentierte man mir eine Bettpfanne, denn für die Geburt ist es wichtig, dass die Blase immer schön leer war. In diesem Moment war der Anblick dieser Bettpfanne ganz furchtbar für mich. Ich wollte doch nur ein Kind gebären und fühlte mich stattdessen krank. Und nicht wie ich selbst.

Also bestand ich darauf, alleine zur Toilette humpeln zu dürfen, statt Bekanntschaft mit dieser kalten Pfanne zu machen. Ja aber wenn die Beine nicht mehr so wollen, dann geht es halt nicht und so stürzte ich. Hochschwanger und obwohl mich eine Hebamme stützte.

Ihr merkt, an meine erste Geburt denke ich nicht gerne zurück. Auch wenn mich das Halten meiner Tochter nach der Geburt erstmal alles vergessen ließ, so sollte es auf keinen Fall wieder laufen.

 

Noch vor der zweiten Schwangerschaft suchte ich also nach Alternativen. So entschied ich mich für eine Hausgeburt und hatte auch Glück eine Hausgeburtshebamme zu finden. Davon gibt es aktuell leider nicht viele.

Und eins schon mal vorweg: Auch wenn alles im Krankenhaus endete inkl. Not-OP und Co.: so muss ich doch sagen: Die Geburt an sich war so, wie ich sie mir gewünscht habe. Ohne Druck, frei und selbstbestimmt.

 

 

Hypnobirthing als Vorbereitung auf die Geburt

Was ich wirklich jedem empfehlen kann, egal ob Hausgeburt, ambulante Geburt oder auch Krankenhausgeburt ist, sich mit Hypnobirthing auseinander zu setzen. Hypnobirthing hat mir dabei geholfen meine Angst vor der Geburt los zu werden. Und wer sich nicht fürchtet, geht entspannter an die Geburt ran und somit steigert man sich auch weniger in den Geburtsschmerz hinein.

Die Wehenschmerzen werden also reduziert, die Geburt kann verkürzt werden, die Schwangerschaft und Geburt wird positiv beeinflusst. Auf das Thema Hypnobirthing werde ich aber in einem anderen Blogbeitrag gezielter eingehen. Es hat mir jedenfalls mehr geholfen, als der Geburtsvorbereitungskurs in meiner ersten Schwangerschaft.

 

Meine zweite Geburt

Punkt 19 Uhr auf einen Samstagabend machte es plötzlich in mir drin „Peng“. Ich habe mich früher immer gefragt, wie es sich wohl anfühlt, wenn die Fruchtblase platzt. Und ob ich das überhaupt merke oder ob es so schwach „tropft“, dass ich es gar nicht merke.

Aber dieses Peng und diesen Schwall Wasser… da gab es keine Zweifel. Ich sprang vom Sofa auf und während ich noch versuchte zu realisieren, was da gerade geschah, drehte sich der Schlüssel in der Wohnungstür und mein Mann kam nach Hause. Ich sagte ihm als erstes, dass die Fruchtblase geplatzt ist. Mein nächster Satz verriet, dass ich ein ganz klein wenig Panik bekam. Denn ich sagte: „Aber ich bin doch noch gar nicht bereit.“

 

Aufbruch

Dann hieß es Aufbruch, aber nicht für mich, sondern für unsere Große. Die packte ihre Spielsachen und wurde dann zu ihrer Oma gebracht. Ich saß in der Zeit entspannt auf dem Sofa und schaute Fernsehen. Las zwischendurch ein Buch und machte mir Tee. Irgendwann kamen dann auch langsam die Wehen. Und ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich mich dieses mal viel mehr mit dem Thema Geburt, Schmerzen, Entspannung aus einander gesetzt habe oder ob es einfach generell anders war als bei der ersten Geburt. Jedenfalls war ich total entspannt.

Die Schmerzen waren zu spüren, aber gut aus zu halten. Und im Gegensatz zur ersten Geburt, wusste ich nun aber, wie man diese veratmen kann. Ich nutze eine App, die die Wehenlänge und Wehenstärke misst (App Storky, soweit ich weiß leider nur für iPhone aktuell). Gegen 2 Uhr nachts piepte meine App mit der Nachricht: Es ist nun an der Zeit ins Krankenhaus zu fahren. In meinem Fall hieß es natürlich nicht Krankenhaus, sondern meine Hebamme anrufen.

Diese war dann innerhalb von 15 Minuten da und die nächsten 3,5 Stunden saßen wir einfach beisamen und ließen die Wehen ihre Arbeit machen. Mittlerweile waren diese so intensiv, dass ich mich schon sehr auf mein persönliches Entspannungs Mantra und das Atmen konzentrieren musste. Aber dennoch fühlte ich mich gut. Die Hebamme überprüfte regelmäßig die Herztöne des Babies und wie weit der Muttermund geöffnet war.

 

Die Geburt zu Hause

Eins kann ich nicht leugnen. Presswehen sind fies. Trotz Vorbereitung, Hypnobirthing usw. , die tun einfach weh. Mir zumindest.

Während der Presswehen probierte ich verschiedene Positionen aus. Im Stehen war nicht meins. Auf allen vieren fand ich tatsächlich sehr angenehm, aber nach einigen Wehen merkte ich, dass sich nichts tat. Es fühlte sich so an, als würde sie so nicht raus kommen können. Um 06.35 Uhr am frühen Morgen kam sie dann doch heraus. Ich auf der Seite liegend. Das war meine Position und so hat es dann gut geklappt. Und auch wenn es ab diesem Zeitpunkt dann überhaupt nicht mehr nach Plan lief, möchte ich an dieser Stelle schon sagen: Die Geburt war bis zu diesem Zeitpunkt, so wie ich sie mir gewünscht habe. Selbstbestimmt, Friedlich und ruhig.

Leider kam aber direkt nach der Geburt der kleinen ein riesiger Schwall Blut aus mir heraus und während die kleine abgenabelt wurde gab die Hebamme meinem Mann die Anweisung den Notruf zu wählen und auf laut zu stellen. Dann legte sie mir mein Baby auf die Brust und während sie mich untersuchte, gab sie dem Rettungsdienst am Telefon die Anweisung sofort zu kommen. Kurze Sekunden später merkte ich, dass ich unglaubliche Schmerzen hatte. In meinem Bauch. Dagegen waren die Presswehen wirklich harmlos. Und dann wurde mir langsam schwarz vor Augen. Ich weiß noch, dass ich sagte: „Nehmt das Baby. Ich kann sie nicht mehr halten.“

Das nächste woran ich mich erinnere ist, dass die Rettungssanitäter in unserer Wohnung standen und man mir Oxytocin spritze. In der Hoffnung, dadurch die Nachwehen zu verstärken und die Plazenta doch noch heraus zu bekommen. Denn genau das war das Problem. Die Plazenta saß fest und kam nicht als Nachgeburt. Durch das Oxytocin wurden die Schmerzen nur noch schlimmer und meine nächste Erinnerung ist dann im Krankenwagen. Da wurde mir ein Mund-Nasen-Schutz aufgesetzt. Denn auch in diesen Momenten macht Corona nicht halt.

 

Nach der Hausgeburt im Krankenhaus

Meine nächste Erinnerung war dann im Krankenhaus. Vier für mich gesichtslose Menschen fixierten mich, während eine 5 Person versuchte, meinen Bauch ab zu tasten. Dann: Sofort in den OP. Ich weiß noch, wie ich auf dem OP Tisch lag und sehnlichst darauf wartete, dass die Narkose mich ausschaltete. Die Schmerzen machten mich fast verrückt.

Als ich erwachte, war meine Hebamme da. Mein Mann. Und mein Baby lag im Inkubator und wurde gründlich untersucht. Ich hatte nicht nur eine festsitzende Plazenta. Es war eine vorzeitige Teil-Ablösung der Plazenta, was dazu führte, dass auch mein Baby Blut verloren hatte. Und der Teil, der sich nicht vorab gelöst hatte, wollte sich von alleine gar nicht lösen und war mit dem Gewebe in mir verwachsen.

Das kann immer passieren und ist nicht vorhersehbar. Ich bekam nach der OP einige Bluttransfusionen, denn mein HB Wert lag bei 5 durch den Blutverlust. Mein kleines Baby bekam ebenfalls eine Bluttransfusion und musste dann zur Überwachung auf der Kinderintensiv bleiben. Den Anblick der ganzen Kabel an der kleinen Maus werde ich nie vergessen. Magensonde, Hirnströme, alles war mit Kabeln angeschlossen. Zur Sicherheit.

3 Tage lagen wir auf verschiedenen Stationen und am 4. Tag wurden wir beide nach Hause entlassen. Aber diese 3 Tage waren furchtbar. 2 Tage davon konnte ich nicht laufen und musste warten, bis eine der Schwestern mich 2 mal am Tag zu meinem Baby bringen konnte. Am 3. Tag konnte ich dann endlich laufen und verbrachte den ganzen Tag bei meinem Mädchen.

Sie erholte sich zum Glück schnell und wurde schon am ersten Tag von den ersten Kabeln wieder befreit. Das Stillen klappt zum Glück auch gut, denn ich ließ mir direkt nach der OP eine Milchpumpe bringen und habe ständig gepumpt, um die Milchproduktion anzuregen. Und wann immer ich bei der kleinen sein konnte, habe ich sie angelegt.

Schade ist nur, dass die Stillberaterin des Krankenhauses erst am 3. Tag da war. Hätte ich nicht bereits ein Kind und die Erfahrung, wie ich die Milchproduktion anrege, hätte es vielleicht mit dem Stillen nicht geklappt. Denn die Schwester, die ich um eine Milchpumpe bat sagte mir nur: „Wofür brauchen Sie die denn jetzt schon?“

Hausgeburt? Ja? Nein? Vielleicht?

Auch wenn es bei uns nicht so wie geplant lief, möchte ich von einer Hausgeburt auf keinen Fall abraten. Aber einige Punkte zu bedenken geben. Wie gesagt, die Geburt an sich war wirklich wundervoll und so wie ich sie mir gewünscht habe. Was mir passiert ist, passiert auch genau so im Krankenhaus. Und eine Hausgeburt kann viele Frauen mit einer Geburt auch versöhnen, wenn sie vorab keine selbstbestimmte Geburt erlebt hat.

Ich bereue die Entscheidung auch nicht. Aber ich würde niemandem zu einer Hausgeburt raten, der einen langen Weg zum Krankenhaus zurück legen muss. Ich würde mich vorab über alle möglichen Risiken informieren. Und ich würde die Vorsorge Untersuchungen teilweise auch schon von der Hausgeburtshebamme machen lassen. So lernt man sich etwas mehr kennen und baut ein entspanntes Vertrauensverhältnis zu einander auf.

Aktuell genießen wir noch das Wochenbett und ich bin froh, dass wir die turbulenten Tage nun hinter uns lassen können. Falls ihr noch Tipps für ein entspanntes Wochenbett braucht oder wissen wollt, was in der Kliniktasche Sinn macht und was nicht, schaut doch auch hier vorbei:

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